„Schenke die Blumen beizeiten” ist eine Performance über die Zerbrechlichkeit unserer Existenz und der Pflicht, anderen zu vergeben und ihnen mit mehr Liebe, Nachsicht und Großzügigkeit zu begegnen.

Und sie ist eine Erinnerung an unsere Verwundbarkeit. Denn eine Wahrheit lässt sich auf Dauer nicht ausblenden: es gibt keinen wirklichen Schutz vor der Vergänglichkeit. Zu einem x-beliebigen Zeitpunkt, an einem völlig unberechenbaren, aber sehr realen Moment hören Routine und Gewohnheiten, Hoffnungen und Mühen des Daseins einfach auf zu existieren.

Hin und wieder mag es sinnvoll sein, sich dies vor Augen zu führen. Das Wissen darüber schenkt uns eine tiefere Wahrnehmung des Moments. Er lässt uns mit mehr Einsicht handeln - und vielleicht die Blumen beizeiten zu schenken!
Im Auftrag der Stiftung Hospizarbeit.
 

Impressionen

 
 Schenke die Blumen bei Zeiten       Schenke die Blumen bei Zeiten       Schenke die Blumen bei Zeiten       Schenke die Blumen bei Zeiten
 
Eine Kunstinstallation der Stiftung Hospizarbeit in Münster mit dem Künstler Thomas Nufer.

Samstag, 12. September 2015, 12.30 und 14.00 Uhr. In der Innenstadt von Münster auf dem Platz vor dem Stadthaus 1...


Ein heller Samstag im Spätsommer in Münster. 11 Uhr. Immer mehr Menschen strömen in die City. Auf dem Platz vor dem Stadthaus in der Klemensstraße ist schon sehr viel los. Zwei Männer laden offene Särge aus einem Kombi und stellen sie auf Sockel auf dem Platz auf. Schließlich stehen 10 Särge in einem weiten Kreis, sonst nichts. „Was soll das?“ – „Möchte ich nicht drin liegen, noch nicht!“ – „Hat das was mit Flüchtlingen zu tun?“ – „Sie wollen wohl provozieren. Muss das denn sein in der Öffentlichkeit?!“ – „Darf ich mal fühlen, ob die Kissen weich sind?“ Typische Fragen von Menschen im Vorübergehen oder beim interessierten Stehenbleiben. Sie werden auf später verwiesen, wenn die Aktion beginnt.
12.30 Uhr. Viel Betrieb in der Stadt. Es ist laut und hektisch. Busse halten und fahren wieder ab. Das Café nebenan ist voll besetzt. Fünf Frauen und Männer aller Generationen legen sich in die offenen Särge, schließen die Augen und liegen da wie tot. Blumen werden auf sie verteilt, wie bei einer echten Bestattung. Neben den Särgen die Totenwächter, still und aufmerksam. Aber die Toten sprechen. Sie erzählen aus ihrem Leben, halten Rückschau, reflektieren über das, was ihr Leben ausgemacht hat. Und plötzlich auf dem Platz eine betretene Stille, als wenn die hektische Betriebsamkeit stehen geblieben wäre. Ein überraschendes Innehalten. Aufmerksamkeit wegen eines ungewöhnlichen Ereignisses mitten in der Stadt an einem Samstag im September.
Die Reaktionen der Menschen: Es bilden sich Gruppen rings um die Särge. Alt und jung, Familien mit Kindern. Fragende Gesichter, Getuschel und beginnende Diskussionen. Man erwartet Erklärungen von den Informationen der Stiftung, die verteilt werden. „Schenke die Blumen beizeiten“. Warte nicht, bis es zu spät ist. Denk nach über dein Leben! Reflektiere jetzt! Was ist dir wichtig? Wie willst du weiterleben? Integriere das Ende, deinen Tod in dein Leben! Das ist die Botschaft für alle.
Immer wieder bleiben Menschen stehen oder gehen zwischen den Särgen umher, bleiben bei einem Toten stehen, lauschen. Einige bleiben lange, sind ganz still und beeindruckt. Manche haben feuchte Augen: „Mein Vater ist kürzlich gestorben“. Was die meisten denken, kann man nur erahnen. Es herrscht ein Kommen und Gehen. Aber es gibt auch Menschen, die vorübereilen. Vielleicht haben sie keine Zeit oder wollen mit dem Thema „Sterben und Tod“ und seiner öffentlichen Darstellung nichts zu tun haben.
13.15 Uhr. Die Toten beenden ihre Berichte und Reflektionen und erheben sich aus den Särgen. Sie greifen sich die Blumen, die sie bedeckten und verteilen sie an die, die sie beschützt haben und auch an die Umstehenden, die sie beobachtet und zugehört haben. Die leeren Särge bleiben zurück. Langsam lösen sich die Besuchergruppen auf. Pause. Um 14.00 Uhr folgt die Installation zum zweiten Mal „Schenke die Blumen beizeiten“. Weitere Menschen, die kommen, sich angesprochen fühlen, betroffen oder auch desinteressiert oder abweisend reagieren.
Mit dieser Veranstaltung hat die Stiftung Hospizarbeit sich an die Emotionen und Herzen der Menschen gewandt. Diesmal ging es nicht in erster Linie um Reden und Diskutieren. Wir danken Thomas Nufer und seinem Team für einen beeindruckenden Beitrag zum Thema „Sterben, Tod und unser Leben“.

Prof. Clemens Adam (Vorsitzender der Stiftung Hospizarbeit)

WN

 

Mit freundlicher Unterstützung von:

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