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Das Motiv konnte jeder selbst wählen. Es sollte jedoch kein gestelltes Bild sein und eine typische Sehenswürdigkeit war ebenfalls nicht gefragt. Weitere Anforderungen stellte Nufer nicht. «Ich suche das wahre Gesicht der Stadt», erklärt er. Den Einfall hatte der Aktionskünstler schon vor Monaten. Sie ist in dieser Form bisher bundesweit einmalig.

Kurz vor zwölf haben sich einige Knipser in der Fußgängerzone postiert. «Das ist eine spannende Idee», sagt ein Passant und testet mehrere Motive durch den Sucher seiner Kamera. «Ich knipse dieses Schild mit dem Kirchturm im Hintergrund», kündigt eine Frau an. Punkt zwölf drückt sie auf den Auslöser. Auch andere halten die Objektive auf den Kirchturm, manche fotografieren dagegen die Fußgängerzone oder Fahrradständer. «Komm doch schnell aufs Bild», ruft ein Mädchen seiner Freundin zu und holt eine Kompaktkamera aus dem Rucksack. Und schon ist die Aktion vorbei. Ursprünglich hatte Nufer die Idee für «1 secDeutschland». Aber mangels Sponsoren scheiterte das Vorhaben. Aus ihm wurde «1 sec Münster», nachdem er unter anderem die Stadtverwaltung, ein Kreditinstitut und eine Regionalzeitung als Geldgeber gewinnen konnte. Nufer bekam auch 100 Einwegkameras gestiftet, die er an Altenheime, Asylbewerberheime, in der Psychiatrie und an Kindergärten verteilte. «Es sollten auch Winkel der Stadt aufs Bild, die normalerweise niemand zu sehen bekommt», sagt der Aktionskünstler. Denn nur so entstehe ein weitgehend vollständiges Bild Münsters, «und nicht nur eins der Schokoladenseite».

Neben dem künstlerischen Aspekt treibt Nufer auch ein gesellschaftliches Anliegen. „Ich will ein Gemeinschaftserlebnis vermitteln. Das gibt es bedauerlicherweise immer seltener. Wir leben in einer Zeit, in der sich die Menschen immer mehr isolieren.”.

Die Bilder werden ab Mitte Mai in einer Multi-Media-Ausstellung in Münster präsentiert werden. Parallel dazu stellt Nufer die Motive ins Internet. Die Fotos werden nicht bewertet. «Es können ruhig auch verwackelte dabei sein. Das ist ehrlich und ungeschönt, schließlich ist das Leben auch manchmal verwackelt».

dpa/Andrea Löbbecke

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