Schneeflocken sind weich und zaubern allen ein Lächeln auf die
Lippen, jede Schneeflocke ist einzigartig und verschwindet sofort
wieder. In Corona-Zeiten waren sie vielleicht das einzige, was einen
noch berühren und deren Kuss man ohne Gefahr geniessen durfte.
Mittels mehrerer Riesenprojektoren entstand die Illusion von
tanzenden Schneeflocken, die über die Gebäude rund um die
Stubengasse, im Rathausinnenhof und vorm Erbdrostenhof
herumwirbelten. Die Aktion erregte internationales Aufsehen –
selbst im Hongkonger Fernsehen wurde darüber berichtet.
Die Hauptstadt der Freundlichkeit
ist so etwas wie ein Experiment mit den Bewohnern einer ganzen
Stadt, um herauszufinden, wie sich das öffentliche Leben ändert,
wenn sich Schüler und Lehrer, Studierende und Senioren,
Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Radfahrer und Autofahrer eine
Woche lang gelassener verhalten und mehr aufeinander zugehen.
Freundlichkeit und Mitgefühl, diese wunderbaren Eigenschaften
wollen geschützt, gepflegt und angewandt werden. Nur so stärken
sie auch künftig das soziale Miteinander.
Sad kommt an in dem Land, in dem man seine geliebte deutsche
Sprache spricht, aber er ist ein Illegaler. Wie ein „Stück Scheiße“
kommt er sich vor, weil man ihm ständig zu verstehen gibt, dass
man ihn nicht haben will, einem „dreckigen verlogenen Araber“
wie Sad sollte man kein Wort glauben. Alle fremden- und araber-
feindlichen Klischees und Vorurteile macht sich Sad zu eigen und
richtet die Wut und Aggression mit Bitterkeit gegen sich selbst.
Das Stück ist dreißig Jahre alt, hat aber nichts von seiner Brisanz
verloren, im Gegenteil. Es beschreibt den Zustand vieler Flüchtlinge
verwirrend präzise.
Dieser ungewöhnliche Foto-Flashmob vereinte die gesamte Stadt. Sie
verschaffte allen Beteiligten ein intensives Gefühl
der Zusammengehörigkeit, und weil die Aufnahmen spontan
aufgenommen wurden, sind sie ganz und gar authentisch
und verschaffen Einblicke ins Leben Münsters in einer
mehr als außergewöhnlichen Zeit - dem Corona-Sommer 2020.