Was haben Ameisen, Migranten und Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ gemeinsam? Sie alle sind wichtige Bestandteile der Installation „Deutschstunde” die in Zusammenarbeit mit den Schülern der Hauptschule Coerde entstand. Das in der Stadtbibliothek Münster ausgestellte Werk ist die symbolische Umsetzung einer nicht durchführbaren Installation. Die Aufsichts-Tableaux auf Baumberger Sandstein zeigen das Historische Rathaus Münsters, zusammengesetzt aus tausenden von Ameisen. Das zweite Tableaux allerdings ohne die ausländische Bevölkerung. Was bleibt, ist nicht mehr der Eindruck des fest gefügten Rathauses, sondern der eines sich in Auflösung begriffenen, auseinanderbrechenden Bauwerks. Die Intention hinter der Installation ist klar: Deutschland schrumpft und ist auf Zuwanderung angewiesen, will man der drohenden Erschütterung auf dem zweiten Tableaux zuvorkommen!
Laut einer Prognose sinkt die Zahl der Erwerbsfähigen bis 2035 um 17%. Jährlich verlassen 70 000 qualifizierte Facharbeiter das Land.
Die „Deutschstunde” versteht sich als kritischer Gegenentwurf zur aktuellen Migrationsdebatte in Deutschland. Für den Studenten Ramazan Karali glich der Anblick des Kunstwerks bei der Vernissage einer Befreiung: „Endlich fühle ich mich verstanden, denn die abweisende Haltung der Deutschen ist integrationsverhindernd.”
Diese „Deutschstunde” sensibilisiert, irritiert und fasziniert zugleich und macht deutlich: Vielfalt tut (auch Münster) gut!